Klärgrube adé! Lange angekündigt war es ja, jetzt geht es endlich los. Pünktlich zum Wochenbeginn stand die Firma Dill mit Mann und Bagger auf der Matte. Es geht um die Grabarbeiten für den Neubau der Abwasseranlage. Derzeit ist das Haus noch an eine große Klärgrube angeschlossen. Neben dem Regenablauf soll nun auch das Schmutzwasser in den Abwasserkanal unter der Straße eingeleitet werden. Aber so schön es auch ist, dass es auf dieser Baustelle weitergeht – wieder zeichnen sich Probleme ab.

 

Die Grabungen haben begonnen

Es gibt viel zu tun: Neben dem Neubau der Abwasseranlage müssen im Keller rückstausichere Abläufe eingebaut werden. Die Waschküche zieht in die Heizung um und benötigt weitere, noch nicht vorhandene Abwasseranschlüsse.

DN 100 oder DN 150 fürs Mischwasser?

Folgt man den Empfehlungen in einschlägigen Fachforen, sind in Bezug auf Hausgröße, Dachfläche, angeschlossene Geräte und hydraulische Berechnungen 100mm optimal. Sowohl zu klein als auch zu groß dimensionierte Abwasserrohre wirken sich nachteilig aus. Ein DN-100-Rohr führt derzeit auch vom Grundstück in die Kanalisation. Die Kollegen von Dill und vom Entwässerungsbetrieb möchten jedoch lieber DN 150 verlegen. Und wir sind – wie so häufig – recht ratlos. Wir dürfen gespannt bleiben.

 

Netzwerk und Smarthome

Im Wohnzimmer sind weite Teile der Elektrik fertiggestellt. Wo es sinnvoll war, haben wir uns an die Empfehlungen des VDE gehalten. Einige Empfehlungen sind recht sinnfrei, so dass wir legitimerweise eigene, ziehlführendere Regeln aufgestellt haben. Wir verlegen beispielsweise keine Leerrohre, weil deren Nutzen über den schlichten Modetrend nicht hinausgeht. Lichtschalter werden nicht in einer Höhe von 105cm montiert, weil wir uns zum Licht einschalten nicht hinknien möchten. LAN-Kabel werden konsequent direkt eingeputzt.

Wird alle werden: Die 1.000m-Rolle wird in zahlreichen LAN-, Multimedia-, Relais- und Niederspannungsleitungen aufgehen.

 

Das perfekte Smarthome?

Über die LAN-Verkabelung sind wir bei einem neuen Problem angekommen: Nämlich bei der Wahl eines geeigneten Smarthome-Systems. Folgende Gedanken schießen uns dabei durch den Kopf:

Tuya Smart Life

Der chinesische Anbieter Tuya Smart ist unglaublich vielseitig, anwenderfreundlich und preisgünstig. Dennoch hat die Sache einen großen Haken: Die Steuerung erfolgt webbasiert über eine Cloud. Bei einem Internetausfall ist das gesamte System lahmgelegt, auch sicherheitsrelevante Anwendungen. Außerdem halten wir es für ein absolutes Unding, dass die Hausautomation und sogar die Bilder der Überwachungskameras schlecht verschlüsselt und angreifbar über fremde, unbekannte Server laufen, deren Standorte und Datenschutzrichtlinien unbekannt sind. Tuya und alle anderen webbasierten Smarthome-Diense scheiden für uns also aus.

KNX & Co.

Auch kabelgebundene Systeme taugen für uns nicht, obwohl sich deren Installation im Zuge unseres Elektrikneubaus eigentlich anbieten würde: Kabelgebundene Systeme sind zu wenig flexibel und nicht zukunftssicherer als Funksysteme. In der Regel aber leistungsfähiger und teurer.

WLAN, ZigBee und Z-Wave

Ein Funksystem mit einer eigenen Bridge muss es also sein, die im Haus lokal alle Steueraufgaben übernimmt und zusätzlich von außen steuerbar ist. Um sich nicht von einem Hersteller abhängig zu machen, soll eine plattformübergreifende, unabhängige Lösung zum Einsatz kommen. Bosch, Philips Hue oder Ikea Trådfri beispielsweise fallen somit aus. Und weil verschiedene Funkstandards verbreitet sind, die alle gewissen Vorteile haben – ZigBee und Z-Wave bauen beispielsweise ein energieeffizientes, selbsterweiterndes Mesh-Netzwerk auf – präferieren wir zudem Bridges, die mehrere Funkstandards bedienen.

Wir fassen unsere bisherigen Bedingungen zusammen:

  • Funksystem
  • Offlinesteuerung über hausinterne Bridge ohne Cloud
  • Fernzugriff über Internet möglich
  • Herstellerunabhängige Bridge
  • Mehrere Funkstandards, namentlich WLAN, ZigBee und Z-Wave

Lösung nur scheinbar

Tatsächlich gibt es einen großen Markt an Lösungen, die diese Bedingungen größtenteils erfüllen, das haben unsere Recherchen ergeben. Das sind beispielsweise Conbee aus Sachsen, das süddeutsche hom.ee oder das niederländische Homey. Darüber hinaus gibt es auch professionellere und kostspieligere Optionen. So weit, so gut – doch damit ist das Problem noch nicht gelöst.

In verschiedenen Internetforen werden wiederholt Probleme beschrieben, die uns die Entscheidung schwer machen. Je nach Gateway-Hersteller ist die Anzahl der anlernbaren Aktoren und Sensoren begrenzt. Leider gehen die persönlichen Erfahrung auseinander; die Hersteller selbst halten sich sehr bedeckt. Teils ist die Anzahl der Geräte systemisch begrenzt, etwa durch die Zahl der verfügbaren Funkkanäle. Teils Ist das Limit die Folge zu schwacher Rechenleistung oder mangelnden Speichers.

Vor diesem Hintergrund fällt es uns sehr schwer, uns für eine Bridge zu entscheiden. Denn bei etwa 200 geplanten Geräten spielt ein mögliches Limit von nur 50 bis 60 Netzwerkteilnehmern eine signifikante Rolle. Und 200 Geräte sind erst der Anfang, weil unsere Hausautomation absehbar immer weiter ausgebaut werden wird. Wer uns hierbei zur Seite stehen mag, nur zu.

 

Spannende Schutzleiter

Nebenbei arbeiten wir die Steckdosen, Schalter und Taster der DDR-Installation auf. Unser Ziel ist es nämlich, diese Geräte möglichst wieder zu verwenden – zumindest in einigen Räumen. Dabei hat uns verblüfft, dass die DDR-Geräte in jeder Hinsicht dem heute aktuellen Standard entsprechen. Neben den physikalischen Abmessungen, der Krallenmontage und dem teilweisen Berührungsschutz tragen die Einsätze das VDE- und teilweisesogar das OVE-Logo. Und wie bereits geschrieben, waren auch FIs und Kupferkabel verbaut – ein Luxux, von welchem ich als Hochhauskind zu DDR-Zeiten nur träumen konnte.

Oben: Optisch und technisch entsprechen die alten DDR-Geräte vollkommen dem heutigen Standard.

Mitte: Feinsäuberlich werden die ausgebauten Elemente zur Wiederverwendung aufgearbeitet und gereinigt.

Unten: Leider sind einige Geräte stark gewässert worden und zu stark beschädigt.

 

Doch bei aller schicken Technik – hier scheiterte es offenbar hie und da schon einmal an menschlichem Versagen. Nicht nur die FIs waren falsch verklemmt, sodass sie gar nicht funktionieren konnten. Beim Außerbetriebnehmen des Obergeschosses ist uns ein ganz besonderes Schmankerl ins Auge gefallen. Der Laie staunt und der Elektriker fürchtet um sein Leben. Aber macht euch selbst ein Bild: Weil der ursprüngliche Bauherr kein vier- oder fünfadriges Kabel mehr übrig hatte, hat er für die Serienschaltung im Bad kurzerhand die gelbgrüne Ader als spannungsführenden Außenleiter missbraucht. Im Klartext heißt das: Im Bad (!) waren gelbgrüne „Schutzleiter“ verlegt, die gegen Erde selbst 230V Spannung geführt haben. Ein Wunder, dass es hier nicht zu einem tödlichen Unfall kam. Wohl bekomm’s!

Das gelbgrüne Kabel als spannungsführender Außenleiter im Badezimmer. Hier hatte jemand selbstmörderische Absichten!

Ein anstrengender, ereignisreicher Tag geht zu Ende. Tags darauf beginnen die Stemmarbeiten im Keller, um die Abwasserleitungen auch im Haus zu erneuern. Die Rostbrätel fürs Mittagessen sind eingelegt. Jetzt haben wir uns eine Pause verdient!